Der Tourismus bekommt eine eigene Arbeitsgruppe – 16.01.2025

Möser | In der letzten Sitzung des Kultur-, Tourismus und Sozialausschusses (KTS) stand neben Leistungs- und Qualitätsvereinbarungen für eine Kindertagesstätte auch der Tourismus zur Debatte. Hier überrasche Gemeindebürgermeister Marko Simon mit einem Vorschlag, dem später im Verlauf der Sitzung durch die Ausschussmitglieder einstimmig zugestimmt wurde.

 

Einwohner hatten Fragen

Zunächst hatten aber die Einwohner das Wort und dieses nutzten sie rege für Anfragen.

So fragte Holger Stein, warum der Bürgermeister Marko Simon sich in einem Interview mehr Geburten in der Gemeinde wünsche und ob dies mit der geringen Auslastung der gemeindlichen Kindertageseinrichtungen und einer Gesetzesänderung zusammenhänge, nach der die Eltern von Kindern die Betreuungseinrichtungen eigenständig wählen könnten.

Marko Simon antwortete darauf bestätigend. „Die Kinder fehlen, dies ist aber kein alleiniges Gemeindeproblem, sondern setze sich im Landkreis, ja in ganz Sachsen-Anhalt fort“, so Simon, der auf ein strukturelles Sinken der Geburtenraten im Land verwies.

 

Damit hatte er einen Ball ins Rollen gebracht, den der Vorsitzende des Elternkuratoriums der Kindertagesstätte (Kita) Körbelitz, Alf Klein aufnahm. Auch er hatte Fragen zur Entwicklung der Kinderzahlen, explizit der in der Kita Körbelitz. Klein fragte, ob sich der Gemeindebürgermeister eine konzeptionelle Mehrfachnutzung der Einrichtung in Verbindung mit dem Hort der Gemeinde vorstelle, bei der die Körbelitzer Kinder nach Schulschluss in der Kita Körbelitz betreut würden.

Gleichzeitig fragte er

A: ob darüber eine Abstimmung mit dem Kuratorium angedacht sei,

B: ob die Gemeinde einen Sozialplan aufstellen würde

C: ob die Idee einer Doppelnutzung mit der Konzeption der Einrichtung vertretbar sei.

 

Simon antwortete ausführlich und gab einen kurzen Abriss über die bisherigen Bemühungen der Gemeinde den Kita-Standort Körbelitz zu erhalten. So habe es im Dezember 2024 ein Gespräch mit der Hortleitung gegeben in dem die Anzahl und das Alter der Kinder im Hort, die ihren Wohnsitz in Körbelitz haben, zu Sprache kamen. Nach seinem Bekunden würde dies vor allem Kinder der ersten und zweiten Klassen betreffen, von denen es derzeit rund zehn bis zwölf gäbe.

Simon verwies darauf, dass es mit einer organisatorischen Umplanung der Betreuung dieser Kinder allerdings nicht getan sei, denn diese Kinder hätten andere Bedürfnisse und Anforderungen, die sich bereits beim passenden Mobiliar und Spielgeräten ergeben würden. Zu guter Letzte, so Simon müsste bei diesem Gedankenspiel am Ende auch das Jugendamt zustimmen.

Zumindest die Eltern, so der Gemeindebürgermeister hätten im Großteil ihre Bereitschaft signalisiert dieser örtlichen Betreuungsumstellung zuzustimmen. Geklärt werden müsse jedoch noch, wie die Betreuung im Frühhort erfolge und wie die Busverbindungen eine Betreuung vor und nach Schulschluss ermöglichen. Dies bleibe Thema. Zumindest die direkten Beteiligten, also die Gemeindeverwaltung, die Hort- und die Kitaleitung seien der Idee gegenüber aufgeschlossen, so Simon.

 

Dass das Damoklesschwert über der Kita „Regenbogen“ Körbelitz schwebt, auch daraus machte Simon keinen Hehl. Nach seiner Verlautbarung hätte es bereits eine Personalversammlung gegeben. Die Kinderzahlen in der Einrichtung seien bekannt. Es werde derzeit versucht jeden Arbeitsplatz zu sichern. Was der Landkreis aber bei einer möglichen Haushaltskonsolidierung an Auflagen erteilte, darüber könne auch er nur spekulieren. Bis dahin werde versucht mit freiwilligen Stundenreduzierungen und freiwilligen Personalversetzungen die Personalschlüssel in den gemeindlichen Einrichtungen so zu gestalten, dass Entlassungen vermieden werden. Juristische Auseinandersetzungen versuche die Gemeinde zu vermeiden, jedoch gäbe es bereits eine Mitarbeiterin der Kita Körbelitz, die eine freiwillige Versetzung in den Hort ablehne.

Stefan Schweigel nahm dies zum Anlass, um als Bürger konkret nachzufragen:

„Es gibt Gerüchte wonach die Kita Regenbogen in Körbelitz geschlossen werden soll. Gibt es dazu Bestrebungen in der Verwaltung?“, fragte er.

Simon antworte kurz: „Die bisherigen Verfahren und Ideen sprechen dagegen.“

Eine Anfrage Schweigels für wie viele Kinder das Hortgebäude bemessen sei, wird schriftlich beantwortet.

 

Wolfgang Rust nutzte die Gelegenheit auch die Mitglieder des KTS, um eine Möglichkeit zur Vorstellung seiner im November 2023 bei der Gemeinde Möser eingereichten Pläne zur Errichtung eines Stellplatzes für Wohnmobile zu fragen. Der Ausschussvorsitzende erbat sich von Rust die Zusendung der Pläne, um sich vorab ein Bild machen zu können. Das hier der Vorsitzende eine fehlende Transparenz gegenüber den Ausschussmitgliedern an den Tag legte und sich selbst einen Wissensvorsprung erbat, wurde hier nicht weiter thematisiert.

 

Verwaltung informierte

Viele Informationen hatte Gemeindebürgermeister Marko Simon in der Einwohnerfragestunde der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, dennoch gab es weitere Punkte, die einer Verbreitung bedurften.

  • Megalith-Route Jerichower Land: So berichtete Simon von einem Behörden-Ping-Pong in Bezug auf den vom BfB eingebrachten Antrag zur Errichtung einer Megalith-Route im Jerichower Land.

„So sei ein Antrag auf Zertifizierung beim Landkreis und beim Tourismusverband gestellt worden. Beide jedoch fühlen sich dafür nicht zuständig und spielten den Ball zurück an die Gemeinde. Die Mitarbeiterin für Kultur- und Tourismus in der Gemeinde Möser, Renata Goryachkin, habe daraufhin mit dem Landesamt für Archäologie eine Terminvereinbarung getroffen, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

Die BfB informiert an dieser Stelle redaktionell: Statt sofort einen Antrag auf Zertifizierung für eine noch nicht vorhandene Routenführung einer Megalith-Route beim Landkreis zu stellen, wäre eine Besprechung mit den betreffenden Gemeinden und dem Landkreis auf Arbeitsebene der zielführendere Weg gewesen. So ist nachvollziehbar, warum der Landkreis hier jede Verantwortlichkeit von sich weist. Weder er noch die Gemeinden wissen sicherlich von einer solchen Möglichkeit, die sich bis auf europäische Ebene fortsetzen lässt. Eine solche Absprache zwischen den betreffenden Gemeinden und dem Landkreis hatte die BfB in seinem Antrag auch explizit gefordert und benannt. Bleibt also abzuwarten, wie sich die beiden Ortschaftsräte in Pietzpuhl und Körbelitz zu dieser Idee positionieren.

  • Hochwasserschutzmauer Hohenwarthe: Eine Gestaltung der in Hohenwarthe errichteten Hochwasserschutzmauer zur Verhinderung von wilden Schmierereien brachten die Gemeinderäte des letzten Gemeinderates bereits bei der Planung und Errichtung der Mauer ins Spiel. Nun informierte Simon darüber, dass es ein Angebot für 39 Wandbilder gäbe. Rund 20.000 Euro seien hierin veranschlagt worden. Die Gemeinde könne sich die Ausführung derzeit aber finanziell nicht leisten und eine Förderung über LEADER sei laut Simon nicht möglich. Dennoch gäbe es die Idee mit den 39 Wandbildern touristische Ziele im Jerichower Land darzustellen. Zuvor, so Simon, müsse jedoch die Gewährleistungszeit abgewartet werden.

Die BfB regt an dieser Stelle redaktionell an: Die Gemeinde Möser sollte sich mit den anderen Gemeinden auf Arbeitsebene in Kontakt setzen und prüfen, ob die entsprechenden Flächen verkauft werden können. Wenn eine Gemeinde für einen touristischen Leuchtturm im eigenen Gemeindegebiet auf der Hochwasserschutzmauer werden möchte, kann sie die Fläche und Gestaltung in eigener finanzieller Verantwortlichkeit übernehmen.

 

Leistungs- und Qualitätsvereinbarung für die DRK-Kita Hohenwarthe

Beim Tagesordnungspunkt 6 entbrannte die Thematik Kinderbetreuungszahlen erneut. Aus dem von der Gemeinde bereitgestellten Dokument war zu entnehmen, dass die DRK-Kita „Gänseblümchen“ in Hohenwarthe für die Betreuung von 34 Krippen- und 56 Kita-Kindern ausgelegt sei. Derzeit würden jedoch 15 Krippenkinder und 67 Kitakinder betreut. Ein Umstand, der aufzeigte, wie sich die Zahlen in den nächsten Jahren entwickeln werden. Am Ende stimmten sechs Ausschussmitglieder für einen Verweis der Beschlussfassung zur Leistungs- und Qualitätsvereinbarung in den Gemeinderat zu. Ein Mitglied enthielt sich.

 

„Tourismus AG“ soll Vorarbeit leisten

Sodann kam es zum Haupttagesordnungspunkt des Abends. Einem Austausch über die Entwicklung des Tourismus in der Gemeinde Möser. Hierzu hatte die BfB-Fraktion im Vorfeld einen Fragenkatalog mit 41 Fragen erstellt, der alle Ausschussmitgliedern und der Verwaltung zur Verfügung gestellt wurde. Marko Simon begrüßte dies ausdrücklich sah aber auch noch Erweiterungsmöglichkeiten in Bezug auf die Zukunft des Bootsanlegers in Hohenwarthe.

In seinen einführenden Worten regte er die bereits zu Beginn genannte Arbeitsgruppe „Tourismus“ (AG „Tourismus“) an. Zudem sehe er, wie auch der Ausschussvorsitzende und einzelne Ausschussmitglieder vor allem im Radtourismus die entsprechende Zielgruppe.

Michael Krause (SPD) verwies darauf, dass es einer grundsätzlichen Einigung bedarf, wie Tourismus gedacht werden soll. Damit bestätigte er eine Forderung des BfB.

Als Gemeinderat, so Krause, sei es nicht sein Anliegen etwas für Besucher zu tun. Sein Augenmerk läge auf den Bürger der Gemeinde. „Wir haben nicht vom Tourismus für andere“, erklärt er.

Dem widersprach Christian Luckau (BfB) der eine ganz andere Sichtweise hatte. Nach ihm würden Touristen von außerhalb in der Gemeinde Geld ausgeben, in der Gemeinde bestenfalls übernachten und so zu mehr Gewerbesteuereinnahmen und Zuweisungen vom Land sorgen. Dies käme nicht nur den Bürger den direkt zugute, sondern würde auch dem Gemeindehaushalt helfen zu entlasten.

Dennoch fragte Krause: „Wozu man in der Gemeinde Möser einen Tourismus aufbauen müsse.“ Nach seinem Dafürhalten müsse das Thema kleiner angebunden werden, weil es in der Verwaltung zusätzliche Kapazitäten binden würde.

Oliver Finzelberg, BfB-Mitglied und sachkundiger Einwohner verwies in Richtung Krause darauf, dass es bei der anberaumten Beratung zum Tourismus darum ginge sich Gedanken über Möglichkeiten zu machen und nicht bereits vorab ein Ergebnis festzulegen. „Wir müssen darüber sprechen, deshalb müssen wir uns Gedanken machen.“

Eva-Maria Schenk verwies im weiteren Verlauf auf ein Touristisches Leitbild, welches 2019 von Christian Luckau geschrieben und der Gemeinde bereits vor fast sechs Jahren übergeben wurde. „Hier finden sich Punkte, über die wir reden sollten“, erklärte sie und gab einen Hinweis auf den in Lostau und Hohenwarthe entwickelten kulturhistorischen Erlebnispfad, der sich am Elberadweg entlang entwickeln würde.

Ander Mitglieder hatten Vorschläge zu QR-Codes und Beschilderungen, die Radfahrer sichtbar und aktiv nutzen könnten. Hierzu merkte Luckau an, dass für QR-Codes zunächst eine digitale Präsens entwickelt werden müsste, die dann über die QR-Codes erreichbar wäre.

Einig waren sich alle Ausschussmitglieder, dass die Tragfähigkeit eines Tourismus wichtig wäre und ein leistbares Maß für die Verwaltung und die Vereine gefunden werden müsse. Die hatten zuvor Christian Luckau ins Gespräch gebracht und Beispiele für Veranstaltungen genannt, die über die Gemeinde Möser hinauswirkten und entsprechende Besucher anzögen.

Damit waren die wichtigsten Argumente ausgetauscht und die Ausschussmitglieder griffen den Vorschlag des Gemeindebürgermeisters auf, für den Tourismus eine Arbeitsgruppe zu gründen. Für diese wurde ein Arbeitsauftrag festgelegt, der die Entwicklung touristischer Schwerpunkte bis 2035 umfasst. Dabei sollen auch realisierbare und nicht realisierbare Ideen benannt werden.

Dass die Gemeinde Möser aus dem Tourismusverband Elbe-Heide ausgetreten ist, stellte nun als negativ heraus. Fehlen doch so Anbindungen an fachliche Stellen. Die AG „Tourismus“ hingegen soll sich zukünftig aus je einem Mitglied eines Ortschaftsrates, je einem Mitglied einer Fraktion und der Sachbearbeiterin für Kultur und Tourismus in der Gemeindeverwaltung zusammensetzen. Als ihren Vorsitzenden bestimmten die Ausschussmitglieder Christian Luckau.

 

Anfragen und Anregungen der Ausschussmitglieder

Als letzter Tagesordnungspunkt der Sitzung im öffentlichen Teil erfolgten die Anfragen und Anregungen der Ausschussmitglieder. Diese nahm Denny Pagel (BfB) zum Anlass noch einmal zum Sachstand Jugendclub „PikAs“ Möser nachzufragen, nachdem dort der Ortschaftsrat Möser eine Sitzung abgehalten hatte.

Ihm antwortete der Ausschussvorsitzende, der eine Arbeitsgruppe „Jugendclub“ erwähnte, in der die Mehrzwecknutzung des Objektes eruiert werden soll.

Die BfB merkt an dieser Stelle redaktionell an: Wie schon in der Ortschaftsratssitzung selbst angemerkt ist eine Mehrzwecknutzung vorab mit dem Landkreis und dem dortigen Jugendhilfeausschuss abzusprechen, da sonst die Fördermittel für den Jugendclub wegfallen könnte, was am Ende die Einstellung der gesamten Jugendarbeit des Trägers bedeuten könnte. Bevor also eine Arbeitsgruppe mögliche Nutzungskonzepte erarbeitet, sollte die finanzielle Sicherung der Jugendarbeit für einen solchen Fall der Mehrfachnutzung eines Jugendclubgebäudes geklärt werden.

 

Christian Luckau (BfB) fragte stellvertretend für einen Schermener Bürger, wie viele Teilnehmer an den organisierten Radtouren der Gemeinde Möser im vergangenen Jahr teilnahmen und wie viele Einnahmen daraus generiert wurden. Eine Antwort dazu erhalten der Einwohner und das Ausschussmitglied schriftlich, hieß es von Seiten des Gemeindebürgermeisters.

Fragekatalog der BfB                                          Touristisches Leitbild Christian Luckau

BfB_Anfragen_Tourismus                              Touristisches Leitbild für die Gemeinde Möser_klein